Schauplätze beschreiben, auch wenn man noch nie dort war?

Eine Geschichte spielt oft an vielen Schauplätzen. Wir Autoren beschreiben die Schauplätze und machen sie mit unseren Worten lebendig für die Leser. Es ist unsere Aufgabe und unser Anliegen, dass unsere Leser den Windhauch spüren, der die Oberfläche eines Sees kräuselt, dass sie das Donnern des Meeres in einer stürmischen Nacht hören oder dass sie Gänsehaut bekommen, wenn „seine Hand sanft ihre Brüste streichelt und…“

Schön, wenn in Deinem Kopf jetzt das eine oder andere Bild entstanden ist. Aber die obigen Beispiele sind ja auch denkbar einfach. Ein Platz am See oder am Meer oder ein x-beliebiges Schlafzimmer – diese Orte kann ich beschreiben, wie ich will, denn sie existieren nur in meiner Phantasie. Ganz anders sieht es mit realen Schauplätzen aus.

„Er schlenderte den Ku’damm entlang bis zum Brandenburger Tor.“
„In einem Café an der Binnenalster gönnte sie sich einen Cocktail und genoss die besondere Atmosphäre von St. Pauli.“

Was sagst Du dazu? Selbst jemand, der nicht in Berlin oder Hamburg wohnt, weiß, dass diese Ortsbeschreibungen völliger Unsinn sind! Wärst Du nicht genervt, wenn Du so etwas in einem Roman lesen würdest? Und wärst Du nicht sauer, wenn ich, die Autorin, mir so wenig Mühe gemacht und so schlecht recherchiert hätte?

Wenn ich meine Leser nicht nerven will, muss ich also anders vorgehen – wie zum Beispiel bei einer Szene in „Geld, Macht, Tod“, die in Rotterdam spielt.

Cover des Indienthrillers Geld, Macht, Tod
Schauplatz Rotterdam

„Pünktlich um 16 Uhr traf Rajendra Kalachuri in der Achterstraat ein. Kaum hatte der Wagen angehalten, öffnete sich auch schon das große Tor.

Die Halle war riesig und auf beiden Seiten waren Hochregale zu sehen. In mehreren Ebenen zogen sie sich bis zur Decke der Halle hin und auf jedem Regal befanden sich Kartons und Kisten. Ein Gabelstapler stand links von ihnen, doch im Augenblick war kein Arbeiter zu sehen. Kalachuris Wagen hielt mitten in der Halle an. Erik stieg aus und sah sich aufmerksam um.“

Gibt es die Achterstraat nun in Rotterdam oder nicht?  Bedaure – nein.
Wie bitte?
Ja, Du hast richtig gelesen.
Ich surfte per Google Maps über die Stadt und die Hafenanlagen und sah mir einige Gegenden mit Street View an. Für die Szene brauchte ich einen Schauplatz mit Lagerhallen, ein Gewerbegebiet, und so näherte ich mich meiner fiktiven Gegend übers Internet an.
Es gibt aber noch einen Grund, warum ich die Straße erfunden habe: in dieser Szene werden gleich mehrere Verbrechen begangen! Schmuggel, Betrug, Verrat und:

„Da gibt es nur ein Problem, Sir“, sagte Erik.
Kalachuri sah hinüber zu seinem Bodyguard und sein Gesichtsausdruck zeigte deutlich den Zorn, der sich nun jedoch mit ungläubigem Staunen mischte. Erik nahm seinem Bewacher seelenruhig die Pistole aus der Hand und richtete sie auf seinen Chef.
„Was für ein Problem?“ fragte Kalachuri mit zusammengebissenen Zähnen.
„Wie sollte ein Toter sich rächen?“
Und bevor Kalachuri sich über die Bedeutung dieser Worte klar werden konnte, zog Erik den Abzug durch und schoss.

Einen Mord wollte ich einer echten Straße nicht zumuten. So wählte ich eine Kombination aus Recherche und Fantasie.

Während ich den Roman schrieb, kannte ich Rotterdam übrigens nicht. Als ich dann vor einigen Jahren Rotterdam besuchte, war ich angenehm überrascht. Hafen und Wasserwege dominieren zwar die Stadt, aber Rotterdam hat noch viel mehr zu bieten als nur Schiffe und Lagerhallen!

Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich möglicherweise einen anderen Schauplatz gewählt – in der riesigen Markthalle vielleicht oder bei den Kubushäusern… Rotterdam hat viele lohnende Schauplätze zu bieten.

 

Apropos – in meinem Newsletter erzähle ich immer mal wieder über Schauplätze, die in meinen Romanen eine Rolle spielen. Aber nicht nur das. Du erfährst noch viel, viel mehr und ein kleines Geschenk gibt ab und zu auch – zum Erhalt der Freundschaft.

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