Es wird viel geschrieben und geredet über Inspiration und über die Muse, die manchmal kommt und manchmal auch nicht. Wir Schriftsteller werden immer wieder gefragt, woher wir die Ideen für unsere Geschichten nehmen und die Antwort ist oft ganz einfach: aus dem Leben.
Auch ich habe diese Antwort schon gegeben und meinte damit, dass alles, was um uns herum passiert, Inspiration liefert für Geschichten. Manchmal ist es nur eine vage Idee, manchmal aber eine Steilvorlage und man schreibt sofort drauflos.
Ganz anders war es bei meiner Surya Mahal-Reihe. Die Idee dazu entstand aus einem Traum und daraus wurden sozusagen „traumhafte“ Indienromane.
Wie bitte? Über 1400 Buchseiten aus einem einzigen Traum?
Ja, das stimmt, aber ich hatte keinen wochenlangen Dornröschenschlaf, in dem ich die gesamte Geschichte träumte! Der fragliche Traum stammt aus einer einzigen Nacht und er war nicht einmal besonders lang. Doch er war so eindrücklich, so klar und bildhaft, dass mir alle Einzelheiten noch heute in lebhafter Erinnerung sind.
Da war ein Turm, rund, mit meterdicken Mauern. In seinem Innern führte eine Wendeltreppe nach oben. Es gab kaum Licht. Ich stieg diese Treppe hinauf. Noch heute spüre ich den kühlen Stein, den ich mit meinen Händen berührte. Irgendjemand ging hinter mir, denn ich wusste, dass ich nur weitergehen, aber nicht umkehren konnte. Das Gefühl war bedrückend und erdrückend. Ich wusste, dass mich am Ende der Treppe eine noch unbekannte Gefahr erwartete und ich wusste, dass ich ihr nicht entfliehen konnte. Einen Ausweg gab es nicht. Ich wäre für immer da oben gefangen.
Dunkle Vorahnungen
Kennst Du das? Wenn ein Gefühl aus dem Traum Dich auch im Wachzustand nicht loslässt? Bei mir war es so. Dieses Gefühl einer dunklen Vorahnung hielt an, als ich am nächsten Morgen aufwachte und es verfolgte mich den ganzen Tag. Und weil dieses Gefühl so intensiv war, machte ich mir Gedanken darüber.
Da ist eine ganz normale Frau aus dem 21. Jahrhundert. Sie steigt eine Treppe hinauf und weiß, dass sie nicht mehr herauskommt. Irgendjemand hat vor, sie da oben einzusperren und sie kann nichts dagegen tun. Und die Phantasie begann zu arbeiten.
Was muss geschehen, damit eine moderne Frau in so eine Situation gerät? Kann in der heutigen Zeit überhaupt jemand einfach so verschwinden? Gibt es niemanden, der sie vermisst? Würde nicht die Polizei nach ihr suchen? Bemerkt es niemand, wenn eine Frau gegen ihren Willen festgehalten wird? Würde sie nicht versuchen zu fliehen?
Ich stellte mir verschiedene Situationen und Lebensumstände vor, in denen es möglich wäre, eine Frau verschwinden zu lassen. Und ganz langsam entstand aus der Traum-Frau die Roman-Frau Cathérine Bergmann. Sie ist Waise, denn einem Vater oder einer Mutter würde das Verschwinden ihres Kindes sicherlich auffallen. Die Person hinter mir aus dem Traum wurde zu Alejandro Rodriguez, der Cathérine Bergmann an einen Ort bringt… nein, über diesen Ort verrate ich an dieser Stelle lieber nichts.
So ist aus einem einzigen Traum eine Serie geworden, bestehend aus vier Romanen in voller Länge und zwei Kurzromanen, die etwas über die Vorgeschichte der Protagonisten erzählen.
Als roter Faden zieht sich Cathérine Bergmanns Kampf um Freiheit und ein selbstbestimmtes Leben durch die Geschichte, aber Surya Mahal ist noch viel mehr. Es geht um Freundschaft und Respekt, um Verrat und Lügen, um Verbrechen – von Schmuggel bis hin zu Mord, um Angst und Vertrauen.
Surya Mahal enthält vieles, das wir in unserem Leben glücklicherweise nie erleben werden – oder vielleicht doch? Wer weiß…? Eine Garantie für Glück und Sicherheit gibt es jedenfalls nicht. Und genau da liegt auch der Grundgedanke, aus dem die Idee für diese Geschichte entstanden ist: im Grunde könnte so etwas jedem von uns passieren…
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Übrigens: den Turm aus meinem Traum gibt es wirklich. Vor vielen Jahren bereiste ich die Städte der Seidenstraße – Samarkand, Buchara, Chiwa – und so sah er aus: