Dutzende Patronenhülsen liegen zu Füßen des Mannes mit den schwarzen Springerstiefeln und dem braun-grünen Tarnanzug. Eine Hand greift nach meinem Herzen, hält es fest und nimmt mir den Atem.
Was ist hier passiert? frage ich mich. Wer hat geschossen? Auf wen? Wurde jemand verletzt? Oder gar getötet?
Diese Fragen würde sich wohl jeder stellen, der dieses Bild sieht. Ich werde Dir die Antwort geben und Dir verraten, wo ich das Foto aufgenommen habe. Ein wenig Geduld musst Du allerdings noch aufbringen.
Protagonisten sind auch nur Menschen!
Sie sind verletzlich und sie können sogar sterben. Als Autorin muss ich ihnen manchmal große Schmerzen zufügen und das ist längst nicht so einfach, wie es klingt.
Einer meiner Protagonisten stirbt im Kugelhagel. Ich schrieb die Szene und weinte dabei. Ich fühlte seine Schmerzen, als sei ich mitten dabei.
Eine Protagonistin wird eingesperrt, gequält und geschlagen. Ich habe mich mit ihr nach Freiheit gesehnt. Ich habe mit ihr um einen letzten Rest Würde gekämpft.
Autoren lieben, lachen, leiden…
Ja, wir Autoren leben, lieben, lachen und leiden mit unseren Figuren. In Gedanken bin ich mitten in den Geschichten drin und Bilder oder Ereignisse aus dem Alltag erinnern mich schlagartig an Szenen in meinen Romanen. Wie dieses hier:
Beim Anblick der Patronenhülsen zu Füßen eines Uniformierten fiel mir sofort eine Szene aus „Wiederkehr der Schatten“ ein. Ein Gruppe Männer um einen erfahrenen Kämpfer und Soldaten gerät in einen Hinterhalt. Sie versuchen mit allen Mitteln, ihren Auftrag zu Ende zu führen. Es gelingt ihnen, aber ihre Verluste sind beträchtlich. Ihr Anführer wird von mehreren Kugeln getroffen, fällt vom Dach und schlägt auf einem Balkongeländer auf. Knochen brechen. Er verliert das Bewusstsein. Schwärze umgibt ihn. Die Hoffnung auf ein Überleben geht gegen Null.
Ich bekomme Gänsehaut, wenn ich nur daran denke…
Die Wahrheit über die Patronenhülsen
Glücklicherweise entstand das Foto unter völlig ungefährlichen Umständen. Es war auf einer Reise durch Thailand. Wir besuchten einen Jahrmarkt und solch ein Jahrmarkt ist dort etwas vollkommen anderes als bei uns. Alles ist unglaublich bunt, ein wenig chaotisch und doch geht es ruhig und gesittet zu. Niemand drängelt, niemand schubst. Die Menschen genießen die Auszeit vom Alltag, essen, trinken, kaufen ein und machen ihren Kindern eine Freude.
Sind die Flugzeuge nicht süß? Und erst das Riesenrad! So riesig war es nicht, aber nostalgisch schön.
Wie wäre es mit etwas Hausrat? Ein Schüsselchen oder einen Becher kann man doch immer wieder gebrauchen, nicht wahr?
Und dann gab es noch einen Stand des thailändischen Militärs. Gegen ein Entgelt konnte man auf Zielscheiben schießen.
Und vor dem Stand saß dieser freundliche Herr, wies interessierte Besucher ein und passte auf, dass niemand ins Schussfeld geriet.
Fantasie und Inspiration
Mein Blick fiel sofort auf den Boden. Ich blendete das Lächeln aus und sah nur die Stiefel und die Patronenhülsen. Ich spürte Gefahr, Angst kroch entlang der Wirbelsäule nach oben bis in den Nacken, als ich mir vorstellte: was wäre, wenn das jetzt echt wäre? Was wäre, wenn sich vor meinen Augen jetzt wirklich eine Schießerei abgespielt hätte?
Der verletzte Kämpfer könnte uns erzählen, wie es sich anfühlt, wenn man angeschossen wird… wenn er es überlebt, was noch längst nicht sicher ist. Du weißt ja, wir Autoren lassen unsere Protagonisten ab und zu auch mal sterben. So schwer es uns fällt.
Möchtest Du wissen, wie die Geschichte um meinen Verletzten weitergeht? Dann kannst Du hier weiterlesen. „Wiederkehr der Schatten“ ist der vierte Teil meiner Surya Mahal – Reihe, hat aber eine eigenständige Handlung. Du musst nicht Teil 1 bis 3 gelesen haben… obwohl… empfehlenswert ist es schon.
Viel Spaß bei Deinem nächsten Leseabenteuer!
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