Friedhöfe. Viele Menschen überläuft ein Schaudern beim Gedanken an einen Friedhof. Ist dieser Ort doch gleichbedeutend mit Tod und Abschied und Trauer.
Allerheiligen ist seit Jahrhunderten ein wichtiger Feiertag für alle Katholiken. Aber was wird an Allerheiligen eigentlich gefeiert?
Als die Kirche noch jung war, bekam jeder, der heilig gesprochen wurde, einen eigenen Feiertag. Doch im Laufe der Jahrhunderte wurden es immer mehr und sehr bald reichten die Tage des Jahres nicht mehr aus für all die Heiligen. Da kam jemand auf die Idee, einen Feiertag für alle Heiligen zu schaffen. Allerheiligen war geboren.
In meiner Jugend habe ich diesen Tag immer mit Dunkelheit, Nieselregen und Traurigkeit verbunden. Ich sah die Menschen auf dem Friedhof, wie sie mit ernsten Gesichtern und feierlich anmutenden Bewegungen die Gräber von Unkraut und den verblühten Sommerblumen befreiten und dafür Heidekraut pflanzten.
Und dann reiste ich nach Mexiko. Es war Ende Oktober und es war eine Rundreise zu den Ausgrabungsstätten der Mayas. Die hatten mit dem Christentum nichts am Hut, aber ihre Nachfahren. Sie kombinierten Allerheiligen mit alten Traditionen und nennen es „Dia de los Muertos“, der Tag der Toten. Unser mexikanischer Reiseleiter, übrigens ein distinguierter älterer Herr mit dem Aussehen und der Haltung eines spanischen Don, meinte, wenn wir uns schon an Allerheiligen in Mexiko aufhielten, müssten wir unbedingt einen Friedhof besuchen.
Dia de los Muertos – Eine neue Sicht auf die Dinge
Was ich dort zwischen den Gräbern erlebte, veränderte für immer meine Sicht auf Friedhöfe!
Der Friedhof war voller Menschen. Ganze Großfamilien waren gekommen, saßen auf Klappstühlen und Picknickdecken zusammen und feierten diesen Tag. Sie hatten Essen und Trinken mitgebracht, nicht nur für sich selbst, sondern auch für die Verstorbenen. Sie teilten ihre Mahlzeit mit den Toten. Es gab keine laute Musik, aber die Menschen redeten und lachten. Die Kinder spielten zwischen den Grabsteinen Fangen und keiner schimpfte.
Stell Dir das mal in Deutschland vor! Allerheiligen in Mexiko ist eben vollkommen anders.
Totenschädel als Süßigkeit
In allen Geschäften gibt es in dieser Zeit Totenschädel zu kaufen – Puppen mit Totenschädeln, Skelette mit Hut und Abendkleid und vor allem Schädel aus Zuckermasse in allen erdenklichen Farben und Mustern.
Die Reise fand im Oktober 1989 statt. Seitdem sind einige Jährchen vergangen, aber das Bild dieses Friedhofes in einer mexikanischen Kleinstadt habe ich noch immer vor Augen. Von da an achtete ich auf meinen Reisen besonders auf die Friedhöfe. Egal, wo ich mich aufhielt, ich besuchte neben Schlössern, Palästen, Burgen und Museen nach Möglichkeit immer auch einen Friedhof.
Findest Du, das eine morbide Angewohnheit? Vielleicht. Aber Friedhöfe sind auch Orte der Ruhe. Selbst in der hektischsten und lautesten Großstadt findest Du auf dem Friedhof Ruhe – nein, ich meine nicht die letzte Ruhe. Ich meine Stille, Vogelgezwitscher und Blätterrascheln im Wind.
In einem meiner Romane kommt auch ein Friedhof vor: San Michele, die Friedhofsinsel von Venedig. Der Söldner Alejandro Rodriguez nutzt die Abgeschiedenheit dieses Ortes für ein vertrauliches Gespräch mit einem Agenten des britischen Geheimdienstes. Der bekommt schon beim bloßen Gedanken an Friedhöfe eine Gänsehaut . Daher bemerkt Agent Constable auch nicht, dass Rodriguez ihm nicht so ganz die Wahrheit sagt…
Wie denkst Du über Friedhöfe? Gruselig? Friedlich? Beruhigend? Aufwühlend? Schreib es gern in die Kommentare!
Falls Du wissen möchtest, was Rodriguez dem britischen Agent verheimlicht, hier ist der Link zu „Schritte im Treibsand“, dem zweiten Teil meiner Indien-Thriller-Reihe. Aber eigentlich solltest Du mit Band 1 beginnen 😇 das wäre der hier: „Geld, Macht, Tod“
Viel Vergnügen damit!
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