Eigentlich wollte ich heute nur eine Anekdote erzählen, aber da sie mit den Namen meiner Protagonisten zu tun hat, mache ich einen kleinen Umweg. Die Anekdote bekommst Du natürlich trotzdem zu lesen…
Hast Du Kinder?
Jeder Mensch hat einen Namen. In der Regel wird er von den Eltern ausgesucht, bevor das kleine Menschlein das Licht der Welt erblickt. Und nicht selten entbrennen heiße Diskussionen darüber, welches der passendste Name für das Baby ist. Jeder Elternteil, häufig auch die zukünftigen Großeltern und gute Freunde machen Vorschläge, finden die eigenen Ideen super und die Namensvorschläge der anderen doof.
Ich kenne viele Paare, die den Namen des Babys bis zur Geburt streng geheim hielten, um genau solchen Auswüchsen, Einmischungen und Diskussionen aus dem Weg zu gehen.
Namen im Roman
Als Romanautoren stehen wir oftmals vor ähnlichen Problemen wie werdende Eltern. Die Babys, in unserem Fall die Protagonisten und alle anderen Personen eines Romans, brauchen einen Namen. Natürlich wollen wir Namen finden, die optimal zu den Personen und zur Stimmung des Buches passen. Dabei haben wir verschiedene Möglichkeiten.
Das erste Kriterium ist das Genre und hier würde ich erst einmal nur grob zwei Hauptgruppen unterscheiden. Erstens: Fantasy und Science Fiction und zweitens alle restlichen Genres.
Bei Fantasy und Science Fiction sind der Phantasie kaum Grenzen gesetzt. In diesen beiden Genres tummeln sich die seltsamsten Kreaturen und dieser Tatsache wird durch eine sehr kreative Namensgebung Rechnung getragen.
Vorlage könnte die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Volk oder Rasse sein. Wie ist der Grundcharakter, der allen Angehörigen dieses Volkes gemeinsam ist? Eher gut oder eher böse? Gebildet oder eher dumm und brutal? Die Namen von Elfen klingen anders als die Namen von Orks, nicht wahr?
Bei allen anderen Genres lassen sich Gemeinsamkeiten finden:
Spielt der Roman in einem bestimmten Zeitalter, dann wählt der Autor oder die Autorin Namen, die in dieser Epoche gebräuchlich waren.
Spielt der Roman in einem bestimmten Land, so nimmt der Autor / die Autorin Namen, die für dieses Land typisch sind.
Auch der Charakter der Roman-Person spielt eine Rolle. Eine hübsche, verliebte Blumenverkäuferin bekommt einen anderen Namen als eine attraktive, knallharte Spionin.
Zu guter Letzt spielt natürlich auch die ganz persönliche Vorliebe eines Autors eine Rolle. Den Namen der ersten großen Liebe für den gut aussehenden Helden der Geschichte? Den Namen des unsympathischen Mathelehrers für den mobbenden Kollegen als späte Rache? (Ich entschuldige mich bei allen Mathelehrern unter meinen Lesern! Das ist ein Klischee… ich fand Mathe super.)
Bei meinen Romanen nutze ich eine Kombination aus den oben genannten Möglichkeiten. „Mauern um Dein Herz“ spielt in Rom, also haben die Protagonisten italienische Namen. „Geld, Macht, Tod“ und die anderen Bücher der Serie spielen hauptsächlich in Indien, der Protagonist ist Inder, also habe ich natürlich indische Namen gesucht. Andere Personen stammen aus Amerika, Marokko, Spanien, Russland…
„Wie kommst Du nur auf solche Namen?“, fragte mich eines Tages meine Schwägerin. „Die kann man ja kaum aussprechen!“
Ich erklärte es ihr – allerdings nicht ganz so ausführlich wie oben. Und dann zählte ich ein paar Namen auf: Rashid, Jamal Al-Mansouri, Sergej Komarow, Maria Soares da Silva, Alejandro Rodriguez und natürlich Rajendra Kalachuri.
Als ich letzteren erwähnte, kam plötzlich die Stimme meines Mannes aus dem Hintergrund:
„Rajendra? Das ist doch dieser Drecksack!“
Ich bekam beinahe Schnappatmung!
Mein Protagonist – ein Drecksack?
Okay, er ist kein Unschuldsengel. Er handelt mit Drogen, schmuggelt alles, was sich mit Gewinn verkaufen lässt; und er ist gnadenlos brutal, wenn es um die Durchsetzung seines Willens geht. Aber er sieht super gut aus (wir Frauen verzeihen so einem Mann den Großteil seines Fehlverhaltens) und er kann äußerst charmant sein.
Als Autorin hege ich tiefe Gefühle für meine Figuren. Und da kommt jemand daher und bezeichnet eine der Hauptpersonen als Drecksack! Nach reiflicher Überlegung musste ich meinen Mann natürlich Recht geben. Rajendra ist ein… Aber soll ich Dir etwas verraten?
Ich liebe ihn immer noch!
Also meinen Mann. Natürlich. Aber auch Rajendra. Und Alejandro. Und Ricardo. Und Barun.
Wie hast Du die Namen Deiner Kinder (oder die Namen Deiner Romanfiguren) ausgewählt? Schreib mir unter sabrina(at)sabrinakyrell.de
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Oder Du schaust Dir an, was dieser „Drecksack“ so alles anstellt, um diesen Titel zu verdienen. Hier entlang!
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