Vor kurzem habe ich auf Facebook und Instagram ein Foto gepostet, das ich bei einem Abendspaziergang in den Weinbergen über Lonsheim gemacht hatte. Es war dieses Foto:
Dazu schrieb ich folgenden Text:
Ich liebe Spaziergänge durch die Weinberge. Besonders am Abend ist die Stimmung wunderbar friedlich und die Aussicht manchmal echt grandios.
Wo gehst Du am liebsten spazieren?
Ich bekam ein paar Herzchen und Däumchen und Komplimente für das schöne Foto; und diese Antwort:
„Ohne Ziel gar nicht, und ich brauche Leben, keine Ruhe, also in der Stadt.“
Ich war erst einmal baff. Braucht man für einen Spaziergang ein Ziel? Ist die Bewegung an der frischen Luft nicht das eigentliche Ziel?
Ich bin zwar in einer Stadt, genauer gesagt in Heidelberg, geboren, aber in einem Stadtteil, in dem es (zumindest damals) noch viele Gärtner gab. Auch wir besaßen Obstfelder und waren dadurch das ganze Jahr über draußen in der Natur. In den Sommerferien trug ich wochenlang keine Schuhe, ich lief nur barfuß und es war herrlich. Okay, manchmal, wenn ich das fröhliche Geschrei der anderen Kinder aus dem nahe gelegenen Schwimmbad hörte, war ich ein bisschen neidisch, aber nur ganz kurz.
Am Wochenende unternahmen die Eltern mit uns ausgedehnte Spaziergänge im Odenwald und unser Vater erklärte uns die Pflanzen am Wegesrand, nannte uns die deutschen und lateinischen Namen und welche Heilkräfte sie haben (er hat Drogist gelernt…), wir lernten essbare Pilze von giftigen zu unterscheiden. Bis auf den heutigen Tag erkenne ich viele Pflanzen an ihren Blättern und Blüten oder die Vögel an ihrem Gesang.
Die Liebe zur Natur wurde mir quasi in die Wiege gelegt. Kein Wunder also, dass ich bei Spaziergängen Entspannung und Inspiration finde.
Durch die kurze und knappe Antwort auf meinen Post wurde mir jedoch klar, dass das, was ich als Selbstverständlichkeit empfinde, längst nicht von anderen Menschen ebenso empfunden wird. Es gibt sie, die Stadtmenschen, die immer diese Art von Trubel um sich brauchen, der entsteht, wenn viele Menschen auf engem Raum zusammen wohnen. Doch ich gehöre definitiv nicht dazu!
Vor zwei Wochen waren wir ein paar Tage in Ostfriesland. Wir waren jeden Tag mehrere Stunden lang mit dem Fahrrad unterwegs. Und während die Beine meinen Körper fortbewegten, arbeitete mein Gehirn an meinem neuen Roman. Tagsüber malte ich mir aus, was in der jeweiligen Szene passieren soll, und abends tippte ich den vorbereiteten Text in den Laptop. In einer Woche kam ich ein gutes Stück voran.
Dies ist die eine Seite der Inspiration, die ich bei Spaziergängen oder Radtouren erlebe. Ein anderer Aspekt von Inspiration kommt direkt aus der Natur, genauer gesagt, aus allem, was ich am Wegesrand so sehe. Blumen, die mich anlächeln als hätten sie ein Gesicht; junge Schäfchen, die mich auf meinem Drahtesel erstaunt betrachten; ein knorriger Baum, dessen Rinde aussieht wie runzlige Haut; Efeu, das ein kleines Hexenhäuschen einhüllt und beinahe erdrückt; ein Schwanenpaar, das elegant übers Wasser gleitet… immer wieder und ganz plötzlich kommt dann ein Gedanke: ja genau! Das könnte ich an dieser Stelle verwenden! Oder: in dem Häuschen könnte XY wohnen.
Spaziergänge in der Natur haben also direkten Einfluss auf mein Schreiben. Ein Beispiel gefällig?
In „Wiederkehr der Schatten“ habe ich die Baumrinde des Zimtbaumes abgewandelt und Pamoli-Baum genannt (den es in Wirklichkeit nicht gibt). Die Rinde des imaginären Baumes hat im Buch außer einem angenehmen Geschmack allerdings noch eine völlig andere, eine gefährliche Eigenschaft…
Naturverbunden ist auch Miret, die Mutter meines Protagonisten in „Die Legende von Bartak“. Sie kennt die Kräfte der Natur und sie schützt alles, was damit zusammenhängt; und sie hat eine geheime Beziehung zu dem unsichtbaren Volk der Selwen. Interessiert? Dann hol Dir den Fantasy-Roman jetzt, denn bald schon gibt es die Fortsetzung.
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